Bodenfugen im Innen– und Außenbereich
Erfahrungsgemäß werden Dichtstoffe in Fugen des Bodenbereichs besonders stark mechanisch belastet, da sie entweder in der Lauf- und/oder der Fahrfläche als Dehnungsfugen angeordnet sind oder es sich um Anschlussfugen zwischen Boden und Wand handelt, wo mit reibenden und scheuernden Belastungen durch Reinigungsgeräte und Reinigungsmethoden gerechnet werden muss. Die Art und Größe der Belastung hängt in jedem Fall von der Funktion und der Benutzung des Raumes ab.
Weiterhin muss berücksichtigt werden, dass Bodenflächen aus den unterschiedlichsten Materialien bestehen kann. So werden nicht nur Zementgebundene Estriche oder gebrannte Fliesen die Haftfläche bilden. Es ist mit Naturstein, z.B. mit Marmor oder mit Holz-Parkett zu rechnen. Entsprechend diesen Baustoffen muss der Dichtstoff ausgewählt werden.
Auch die Arbeitsausführung richtet sich nach der späteren Belastung. So muss die Fuge im Bereich einer nur von Fußgängern benutzten Fläche oberflächenbündig ausgespritzt werden, damit niemand mit schmalen Absätzen hängen bleibt.
Eine befahrene Fuge wird mit einer tieferliegenden Dichtstoffoberfläche ausgefüllt, da dadurch die drückende und reibende Belastung durch Räder im rollenden Verkehr vermieden wird. Dichtstoffe für Fugen im begangenen Bodenbereich müssen fester, also härter eingestellt sein als die Dichtstoffe, die bei den Anschlussfugen im Wandbereich eingesetzt werden sollen. Bei diesen kommt es mehr auf die Dehnfähigkeit an, um Setzbewegungen auszugleichen. Damit ergeben sich aber eventuell unterschiedliche zulässige Gesamtverformungen bei den einzusetzenden Dichtstoffen, was wiederum bei der Dimensionierung der Fugen berücksichtigt werden muss.
Hier wird bei Fugen im Bodenbereich aus verständlichen Gründen besonderer Wert auf die Optik gelegt. Daher muss neben der Nutzung des jeweiligen Raumes und der damit verbundenen Belastung auch diesem Punkt zusätzlich Beachtung bei der Materialauswahl und der Arbeitsausführung geschenkt werden.
Aufgrund der Größe dieser Räume kommen mit wenigen Ausnahmen nur Anschlussfugen zwischen Boden und Wand in Frage. Dabei werden die Fugenflanken in der Regel von glasierten, hart gebrannten Kacheln gebildet. Eine funktionsfähige Boden/Wand Fuge ist so angeordnet, dass sie durch eine über der Bodenfliese verlegten Wandfliese gebildet wird.
Die Fugendimensionierung bildet ein Problem für sich. Bei einer zu schmal ausgelegten Fuge mit weniger als 5mm kann man nur mit einer Dreieckfase arbeiten. Als Dichtstoffe werden, bedingt durch die Anforderungen während der Benutzung, überwiegend solche auf Silicon mit fungizider Ausrüstung eingesetzt.
Auch wenn bei beiden Gebäudeteilen Anschlussfugen zum Baukörper und Bewegungsfugen in der Benutzerfläche vorkommen, so sind die Belastungen der einzelnen Fugen doch sehr unterschiedlich. Bei einem in das Gebäudeinnere zurückversetzten Balkon (Loggia), der dadurch überdacht und geschützt ist, sind andere Anforderungen zu berücksichtigen als bei einer freiliegenden Dachterrasse. Da die Fugen in diesen Gebäudeteilen den gleichen Temperaturschwankungen wie in der Fassade ausgesetzt sind, muss bei der Fugendimensionierung auf die dadurch auftretenden Bewegungsabläufe geachtet werden. Das heißt, man kann zur Berechnung die Angaben der DIN 18 540 heranziehen.
Häufig anzutreffende Fehlerquellen bei diesen Verfugungsarbeiten sind die bis in die Fuge verlegten Dachpappen-Bahnen im Bereich der Fugenflanken, also den Haftflächen für den Dichtstoff. Als Dichtstoffe können alle für den Boden- bzw. Anschlussbereich vorgesehenen Qualitäten eingesetzt werden.
Die normale ebenerdige Terrasse hat immer Kontakt mit dem Erdreich. Daher muss im Fugenbereich mit längeren Feuchtigkeitsperioden gerechnet werden. Dies hat seine Auswirkung auf die Auswahl des Dichtstoffsystems, bestehend aus Dichtstoff und Primer. Weiterhin besteht die gleiche Anforderung wie bei allen Fugen im Bodenbereich: erhöhte Festigkeit gegen Verkehrsbelastungen.
Die Fugendimensionierung richtet sich nach den gleichen Kriterien wie bei allen freiliegenden und damit der Witterung voll ausgesetzten Fugen.
Fugen im Fahrbereich müssen neben den allgemein bekannten Anforderungen zusätzlich eine besondere chemische Beständigkeit gegen Treibstoff, Motorenöl und Streusalz aufweisen. Dabei sollte nicht übersehen werden, dass sich Superbenzin anders auswirkt als Normalbenzin, und ein Flugzeugtreibstoff wieder anders zu bewerten ist.
Bei Parkhäusern handelt es sich im Allgemeinen um mehrstöckige, allseitig offene Objekte mit großen Parkflächen. Hier wird sehr oft übersehen, dass die Betondecken ungeschützt den Temperaturschwankungen der Witterung ausgesetzt sind und sich daher ungehindert anpassen. Die Felder zwischen den einzelnen Fugen und die Fugendimensionierung müssen darauf abgestimmt sein, da sonst die Abdichtung überfordert wird. Leider wird in der Praxis weder daran gedacht noch darauf geachtet. Folglich sind die Bewegungen in den Fugen größer als die zulässige Bewegungsaufnahme des Dichtstoffes. Abrisse an den Fugenflanken sind die Folge. Dichtstoffe für diesen Einsatzzweck werden aus unterschiedlichen Rohstoffbasen hergestellt. Man sollte sich daher durch den Hersteller rechtzeitig über die technischen Daten und die Chemikalienbeständigkeit informieren lassen.
Fugen in Garagen, Parkhäusern und Flugzeughallen gehören aufgrund der dort auftretenden mechanischen und chemischen Belastungen in die Kategorie der Wartungsfugen.
Im Zusammenhang mit den Erkenntnissen über Umweltbelastungen und über die Fehler in der Vergangenheit, werden heute besondere, aber auch berechtigte Anforderungen an Verfugungen im Bereich der Abfüll- und Umschlaganlagen von wassergefährdenden Stoffen, z.B. Benzin, Diesel und Motorenöle, gestellt. Es muss verhindert werden, dass diese Stoffe ins Erdreich und damit ins Grundwasser gelangen. Für die zum Einsatz vorgesehenen Dichtstoffe sind daher spezielle Qualitätseigenschaften vorgeschrieben, die vom Hersteller auch belegt werden müssen. Das gleiche gilt ebenso für die Betonverbundsteine, Betonplatten oder den Ortbeton, aus denen der Bodenbelag hergestellt werden soll. Selbst die Gestaltung der Fugen in der Fahrfläche und dem Randbereich sowie deren Dimensionierung sind vorgeschrieben und festgelegt.